Rückblick - Kanada

In Zahlen
Reisetage: 99
Reisezeit: 06.06.2014 - 12.09.2014

Gefahrene Kilometer: 22'596
Längste Strecke pro Tag: 737 km (Saskatchewan)

Anzahl Steinschläge in Windschutzscheibe: 2
Anzahl Nächte frei gestanden: 78
Anzahl Nächte auf Campingplatz:17
Anzahl Nächte, privat übernachtet: 4
Von einem Schlafplatz weggeschickt worden: nie!

Teuerster Diesel:1.559$
Günstigster Diesel: 1.249$

Verschiffung Hamburg-Kanada - Wir haben unser Auto mit Seabridge von Hamburg nach Halifax verschifft. Mit dem gebotenen Service sind wir sehr zufrieden, sowohl vor, als auch während der Verschiffung. All unsere Fragen wurden rasch und kompetent beantwortet. Die geschickten Informationen und Karten machten die Ablieferung und Abholung einfach. Bezahlt wird nach Kubikmeter, es ist möglich die Kosten auf der Homepage selbst auszurechnen.
Das Fahrzeug muss bei Ablieferung «augenscheinlich» leer sein. Dies bedeutet, dass alles verstaut werden muss. Böden und Sitze haben wir mit Folie abgedeckt. Wertgegenstände sind im Handgepäck mitzunehmen. Weitere Infos:
www.seabridge.de
Seabridge Kostenberechnung

Grenzübertritt - Wir sind via Island mit dem Flugzeug in Halifax, Kanada eingereist. Wir hatten kein Rück- oder Weiterflugticket, dennoch erhielten wir nach der Beantwortung einiger Fragen (Reiseroute, gewünschte Reisedauer, finanzielle Absicherung) ohne Probleme ein 6-monats Visum.

Verschiffung Neufundland - Die Fähre von North Sydney in Nova Scotia nach Port aux Basques in Neufundland fährt je nach Datum ein- oder zweimal täglich (11.45 und 23.45). Die Preise richten sich nach der Fahrzeuggrösse und Anzahl Personen.
Es stehen Schlafsessel und Kabinen zur Verfügung. Die Fähren sind modern, mit Restaurants, Internet, Fernseher und Shops ausgestattet. Wir buchten Schlafsessel und konnten darin gut schlafen. Es empfiehlt sich eine Decke oder warme Kleider mitzunehmen. Es ist ziemlich kühl und man darf nicht ins Auto, sobald das Schiff abgelegt hat. Die Überfahrt dauert zwischen sechs und acht Stunden. Eine Reservierung ist je nach Saison und Wochentag sinnvoll. Weitere Infos:

www.marine-atlantic.ca

Land - Kanada, das erste Land auf unserer Reise, gefiel uns sehr! Die Landschaft ist abwechslungsreich, es lassen sich unzählige Seen, Flüsse, ausgedehnte Wälder, unberührte Gebirge, pulsierende Grossstädte und gar die kleinste Wüste der Welt finden.
Aufgrund der teuren Autoversicherung, welche wir für 6 Monate für die USA und Kanada abgeschlossen haben, entschieden wir uns nur drei Monate in Kanada zu bleiben.
Da wir dennoch das ganze Land, von Ost nach West, bereisen wollten, mussten wir viel fahren. Die Distanzen sind gewaltig. Wir fuhren in den 99 Tagen satte 22’596 km. Also 228km pro Tag! Zwar ist das Fahren angenehm und nicht mit europäischen Strassen vergleichbar, dennoch war das Autofahren manchmal ein Stressfaktor.
In drei Monate konnten wir nicht alles sehen, uns aber einen guten Überblick verschaffen. Neben Neufundland, gefiel es uns in den nördlichsten Gefilden am besten. Bei einem erneuten Besuch würden wir den Osten noch schneller hinter uns lassen, um mehr Zeit für den Westen und Norden Kanadas, vor allem den Yukon, zu haben. Dies war auch jene Gegend, wo wir gerne noch etwas mehr Zeit verbracht hätten.
Die gewählte Reisezeit war aus unserer Sicht ideal - die schlimmen Moskitotage hielten sich in Grenzen und wir erlebten viele Sommertage, einzig im September waren die Abende und Nächte kühl. Im Banff- und Jasper Nationalpark waren wir nicht die einzigen Besucher… Vielleicht wäre es besser die beiden Touristen-Hotspots im Herbst zu besuchen und nicht wie wir im Sommer, der Hauptreisezeit. Im Herbst ist jedoch ein früher Wintereinbruch jederzeit möglich.

Unsere persönlichen Top 5 Erlebnisse in Kanada
  1. Dempster Highway insbesondere Tombstone Mountains
  2. Grizzlies in freier Natur sehen
  3. Dawson City
  4. Neufundland
  5. Liard River Hotsprings

Menschen - Die Kanadier erlebten wir äusserst offen, freundlich und grosszügig. Immer und überall. Wir wurden sehr oft angesprochen und mehrmals entstanden daraus interessante Gespräche. Zweimal durften wir gar bei Kanadiern zu Gast sein und uns wie zu Hause fühlen.

Schlafen - Schöne Schlafplätze in der Natur liessen sich überall finden. Im Osten Kanadas, insbesondere um die Seen, war die Suche aber bisweilen zeitaufwändig. Je weiter westlich und nördlich, umso weniger besiedelt und deshalb einfacher die Suche. Oft fündig wurden wir bei Trailheads, Sackgassen und Pullouts.
In British Columbia sind die «Recreation Sites», welche meist gratis sind, sehr zu empfehlen. Auf www.sitesandtrailsbc.ca findet sich eine Liste.
Zur Not schläft es sich auch auf Walmart-Parkplätzen gratis und oft trifft man auf Gleichgesinnte. Internet ist vorhanden, manchmal auch Wasser und Dump Station. Meist sind Fast Food-Lokale mit Toiletten in der Nähe, welche 24 Stunden offen sind. Ruhig ist es eher nicht, aber Dank Videoüberwachung sicher. Wir machten davon Gebrauch, wenn wir nichts anderes finden konnten.
unsere Stellplätze
Campingplätze sind eher teuer und kosten schnell zwischen 20 und 40 Dollar (Stand 2014). Sehr einfache «Government Campgrounds» mit Plumpsklo, aber ohne fliessendes Wasser kosten in der Regel 12 Dollar (Stand 2014).

Sicherheit - Wir fühlten uns in Kanada jederzeit sehr sicher und erlebten glücklicherweise keine einzige unangenehme Situation.
Mehrmals tauchten andere Autos bei unserem Übernachtungsplatz auf, aber nicht etwa um uns wegzuschicken, sondern um zu plaudern oder gar um selbst da zu übernachten ;)

Essen - In Kanada kochten wir fast immer selbst. Die Preise für Lebensmittel sind hoch und mit jenen in der Schweiz vergleichbar. Günstig sind Fleisch und Fisch (am Meer). Gutes Brot ist schwierig zu finden und Milchprodukte entsprechen nicht ganz dem europäischen Standard (da möglichst fettfrei). Uns machte es aber Spass durch die Supermärkte zu streifen und neue Produkte auszuprobieren.
Grundnahrungsmittel lassen sich nach unseren Erfahrungen am günstigsten im "No frills" finden. Gemüse und Früchte kauften wir am liebsten auf lokalen Märkten (Farmers Market) oder im «Atlantic Superstore». Eine Mitgliederkarte zu eröffnen kann sich lohnen.

Unserer Kochgewohnheiten änderten sich, da wir draussen und auf dem Benzinkocher kochen, ist. nicht alles gleich gut geeignet. Ausserdem verfügen wir nur über beschränkten Platz im Kühlfach.
Bewährt haben sich unserer Erfahrung nach alle Arten von «Ein-Pfannen-Gerichte». Couscous, Quinoa, asiatische Soba Nudeln oder Kartoffelpulver, wenn es mal schneller gehen muss (bei Sturm und Regen etwa). Gut aufbewahren und verstauen lassen sich unter anderem Karotten, Kartoffeln, Kürbis, Gurken, Zucchetti.
Kochen wir Reis, Teigwaren oder Kartoffeln, dann immer etwas zu viel. So gibts am nächsten Tag feine Restenverwertung wie «Fried Rice» oder Bratkartoffeln.

Unsere 5 liebsten Reise-Gerichte in Kanada
  1. Quinoa mit Hackfleisch und Gemüse
  2. Quesadilla mit Gemüse, Hüttenkäse und Cheddar
  3. Soba Nudeln mit Gemüse und Cashewnuts
  4. Hummersandwich mit Avocado
  5. Schoggibananen, Bananenbrot, selbstgemachte Popcorn, Marshmallows vom Feuer

Strassen - Die Unterschiede zwischen den Provinzen sind gross! In Neufundland etwa ist auch auf Autobahnen mit grossen «Pot holes» zu rechnen.
Meist sind die Highways und Hauptstrassen gut zu befahren, auf kleineren Strassen muss mit «loose gravel» und «pot holes» gerechnet werden, besonders im Westen und Norden Kanadas. Nicht immer ist dies signalisiert. Dort lohnt es sich auch, sich in den Visitor Center über den Strassenzustand zu informieren und den Wetterbericht im Auge zu behalten. 4x4 erhöht den Spielraum.

Diesel - Die Dieselversorgung empfanden wir im ganzen Land als ausreichend. Es gibt allerdings Strecken, wo die Tankstellen rar sind, auf dem Dempster Highway beispielsweise und anderen Strassen im Norden. Es wird aber darauf hingewiesen.
Die Dieselzusammensetzung ist in Kanada anders, weniger Schwefel und eine tiefere Cetanzahl als in Europa. Für ältere europäische Autos empfiehlt es sich sehr Diesel Conditioner zu verwenden. (siehe auch forum.buschtaxi.org). Die beste Erfahrung machten wir mit «Diesel Kleene» von Power Service (erhältlich bei Walmart).

Autoversicherung - Die Auto Haftpflicht-Versicherung haben wir über Seabridge abgeschlossen. Kostspielig zwar, aber uns war es wichtig in Kanada und den USA gut abgesichert zu sein und einen deutschen Ansprechpartner zu haben. Als grossen Nachteil empfinden wir, dass die Versicherung wenig flexibel ist - so kann sie nur 3-monatsweise abgeschlossen werden.

Duschen und Waschen - Die teureren Campingplätze verfügen meist über Duschen, müssen aber oft zusätzlich bezahlt werden (was wir immer etwas dreist fanden). Meist sind es Münzautomaten (1$ für 4 Minuten). Das gleiche gilt für Waschmaschinen auf Campingplätzen. Auf Camingplätzen in den Nationalparks ist meist kein Wasser vorhanden.
Duschen gibt es manchmal auch bei grossen Tankstellen, Motels oder Lodges (public showers). Erst nach dem Preis fragen. Öffentliche Waschsaloons (laundrys) finden sich in ganz Kanada.

Internet - Internet gibt’s auf vielen privaten Campingplätzen und bei den meisten Fastfood-Ketten, wie Tim Hortons, McDonalds usw., sowie den Visitor Centers. Die Schnelligkeit variiert stark. Im Norden ist die Versorgung schlechter und in privaten Unterkünften eventuell teuer, da Satelliteninternet.

Sonstiges - Die Anschaffung einer Nationalpark-Jahreskarte lohnt sich unbedingt! Pro Person kostet sie 67 kanadische Dollar (Stand 2014).