Salz und Staub

Wüstenstaub - Nach unserem Chile-Abstecher sind wir voller Tatendrang und weiterhin im Dreiergespann unterwegs. Unser Ziel «Salar de Uyuni» wollen wir via einer ungewöhnlichen Route erreichen, via Huachacalla, entlang der östlichen Seite des Salar Coipasa. Ob das funktioniert?
In einem kleinen Kaff versuchen wir uns mit Essbarem einzudecken, doch der Versuch scheitert kläglich. Süssgetränke, Chips und Guetsli gäbe es in rauen Mengen, Frischwaren hingegen sind Mangelware. Beim Gemüsehändler wird gerade aufgefüllt und niemand ist gewillt uns jetzt etwas zu verkaufen, in zwei, drei Stunden, vielleicht. Naja, drei Reise-Küchen werden sich auszuhelfen wissen.
Das Dorf verlassend wird die harte Wellblechpiste staubiger, die Zeichen der Zivilisation weniger. Bald sehen wir nur noch Lamas und seltsame Rundhäuser∗, die meisten davon scheinen unbewohnt. Hier, wo der Rio Barras das ganze Gebiet überschwemmt hat, türmt sich der Sand zu Dünen und das flirrende Licht schlägt uns ein Schnippchen, auch Fata Morgana genannt. Wir brausen unseren Freunden hinterher, deren Existenz uns einzig ihre Staubwolken verraten. Noch kommen wir voran. Immer häufiger aber müssen wir aussteigen und uns die beste Spur aussuchen, uns beratschlagen, ob der Sand noch befahrbar ist. Auf Karten ist kein Verlass mehr. Zwar ist da eine Strasse verzeichnet, sie ist aber nicht kongruent mit dem, was wir antreffen. Weit in der Ferne sehen wir zwei Lastwagen und beginnen ihrer Richtung zu folgen. Das geht anfangs gut, dann werden die Gräben tiefer und tiefer, der Pfad führt über Büsche und Sandhügel - kein Ende ist in Sicht. Wir wissen weder, wie lange die Wüstenfahrt weiter geht, noch ob wir überhaupt auf Kurs sind. Als wir sehen, dass auch die beiden Lastwagen nicht mehr weiter kommen, entscheiden wir den Versuch abzubrechen. Voller Schwung zurück über all die Sandhügel, yippie!
  ∗ Später erfahren wir, dass wir durch das Gebiet der Aymara gefahren sind, die Touristen auch schon mal mit fliegenden Steinen begrüssen… Huch.
Begegnung im Wüstensand Rundhäuser der Aymara Spritzfahrt Sissi und Günter in weiter Ferne stahlblauer Himmel begleitet uns aufgehübscht Reisetruppe mit guter Laune Lagebesprechung tiefe Spuren... jaja, das geht schon, einfach gerade aus, meint er Dumbo mit Sandsturm im Hintergrund dankeschön, die haben wir;) Nandus im Anflug

Not the happiest city - Ich glaube ich habe noch gar nie von iOverlander geschrieben, oder? Diese App kennen und nutzen wir seit Mexiko und obwohl sie ein paar Kinderkrankheiten hat, erleichtert sie unser Reiseleben ganz schön. Reisende von überall können auf dieser Plattform ihre Schlafplätze, Restaurant-Tipps, Werkstädte ihres Vertrauens und auch sonst alles mögliche eintragen und anderen zur Verfügung stellen - wirklich praktisch. Manchmal stehen da auch sehr lustige Sachen, wie eben, als Beschrieb zu Oruro, «not the happiest city», wer jemals da war, weiss, dass das eine sehr charmante Umschreibung dieses Ortes ist…
Wir jedenfalls suchen und finden hier nach unserem Sandabenteuer eine längst überfällige Dusche (und verlieren dabei prompt Sissi und Günter, aber das ist eine andere Geschichte). Die Dusche jedenfalls ist auch speziell. Sie befindet sich in einem Thermalbad, in das sich augenblicklich ganz Oruro quetscht - um für Neujahr gut gerüstet zu sein (es ist heute der 31.12.). Das Badebecken lassen wir also links liegen und begeben uns in den Duschraum. Hier tröpfelt, aus einem waagrecht angebrachten Rohr mit vielen kleinen Löchern, warmes Wasser. Leider ist es für europäische Massstäbe viel zu tief befestigt und wir müssen uns biegen und wenden, um ans benötigte Nass zu kommen. Natürlich genau beobachtet von den Landesbewohnern ;)
Oruro... Strassenszene... Markt an der Hauptstrasse Frauen in der Cholula-Tracht... ... viele sind sehr stilvoll gekleidet der kleine Bowling-Hut darf nicht fehlen

Neues Jahr unterm Sternenhimmel - Sissi und Günther sind weiterhin verschwunden und so können wir die Neujahrsparty nur zu viert planen. Wir küren ein kleines Hüttchen beim Zugfriedhof ausserhalb Uyuni’s zur Location, decken uns mit Wein, Pisco und Spaghetti ein. Dank Windschutz ist unsere Hütte ganz gemütlich, der Spaghetti-Schmaus mundet und Alkohol hält uns warm. Wir halten bis weit nach Mitternacht durch und können bezeugen, dass sich Uyuni nicht lumpen und ein paar Raketen krachen lässt. Viel eindrücklicher sind aber wieder einmal all die glitzernden Sterne mitsamt Milchstrasse. Wir denken an unsere Liebsten und hoffen, dass das neue Jahr genauso fantastisch wird, wie das Vergangene.
der Zugfriedhof von Uyuni... ... der fährt wohl nicht mehr so schnell weg im Abendlicht der letzte Sonnenuntergang des Jahres

Unendliches Weiss - Fulminant fängt es jedenfalls an! Wir brettern hinter Lise und Laurant pfeilschnell über unendliches Weiss. Freihändig sogar manchmal, laut lachend, berauscht von der Geschwindigkeit. Wir sind auf dem Salar de Uyuni, der weltgrössten Salzwüste.
Die vielen Touranbieter tummeln sich alle zur gleichen Zeit an den gleichen Orten und so sind wir schnell für uns alleine. Je weiter wir fahren, umso weisser wird das Salz. Ein Ende ist an einigen Stellen nicht auszumachen, der Horizont entschwindet und lädt zu verrückten Fotos ein. Was auf diesen aber lustig und leicht aussieht ist in Tat und Wahrheit gar nicht so einfach hinzubekommen. Der Fotograf schürft sich auf dem scharfkantigen Salz die Knie auf und die Anweisungen an den Posierenden müssen genau sein, ansonsten wird es nichts mit der Täuschung. Es soll auch Teams geben, die entnervt aufgeben (haben wir gehört;)).
Abgesehen von dem Erzeugen lustiger Fotos kann man sich auch ganz einfach der schwer beschreibbaren Schönheit dieser bizarren Landschaft hingeben. Einer Landschaft ohne Raum und Zeit. Weit und unendlich.
Dumbo und Zora Laurant fährt freihändig Insel in Sicht... ... Kakteen wachsen darauf Spassfotos müssen sein... ... und noch mehr davon auf Händen getragen... Schaukelspass girls just wanna have fun der Tag verabschiedet sich... ... Schattenwurf Salzkruste Zora&Dumbo in der Nähe der Insel bricht die Kruste an manchen Stellen auf die Kaktusse blühen... ... noch mehr Leben in der Kargheit knirschender Untergrund Jippie! Sabine, Andy, Lise und Laurant nichts als weiss... ... tschüss Salar!

Reisehighlight - Wir finden die beiden Wahl-Alaskaner (Sissi und Günter) wieder und statten uns mit Wasser und Esswaren aus. Um an Diesel zu kommen, braucht es etwas Zeit und Verhandlungsgeschick. Einheimische zahlen um 3 Bolivianos, Ausländer ungleich mehr - bis zu 8 Bolivianos. Will man den Wucher nicht zahlen, gilt es eine kleine Tankstelle ohne Videoüberwachung zu suchen und dann zu verhandeln. Wir schaffen es stehts für 5-6 Bolivianos zu tanken - natürlich ohne Quittung, so stimmt’s für beide. Nun wartet bereits das nächste Highlight - die Lagunen-Route!
Zur Wahl steht die östliche Route, die einfacher sein soll und die westliche, welche mehr Abenteuer versprechen soll. Ich weiss gar nicht, ob wir je darüber beratschlagt haben, welche wir nehmen sollen, irgendwie war das von Anfang an klar.
Während fünf Tagen sind wir also auf der westlichen Route auf Schotter-, Wellblech-, Stein-, Staub - und Sandpisten unterwegs, alles ist dabei nur Asphalt fehlt. Wir kommen an Lagunen vorbei, die in den verrücktesten Farben leuchten, sehen bizarre Steinformationen, baden in heissen Quellen auf 4200m, können Flamingos und Vizcachas aus der Nähe beobachten. Abends ist es totenstill und die Sterne funkeln. Da wir im Dreiergespann fahren, können wir uns auch zu den weiter entfernten Lagunen wagen - und es ist schön, sich über die gemeinsamen Erlebnisse auszutauschen, morgens bei der zweiten Tasse Kaffee beispielsweise.
Ok, das waren jetzt die positiven Aspekte. Es gab durchaus auch negative… Das Klima ist rau - in der Nacht wird es eiskalt, gegen Abend treibt uns der hartnäckige Wind ins Auto, die Sonne brennt erbarmungslos und die trockene Luft lässt unsere Lippen aufplatzen. Und so einsam wie wir uns dieses Abenteuer vorgestellt haben, ist es nicht. Immer sind da auch Tour-Fahrzeuge (übrigens allesamt 80er Toyota). Kaum vorstellbar, wie es hier in der Saison (Juni/Juli) sein muss, wenn bis zu 200 Touranbieter unterwegs sind…
Trotzdem gehören diese Tage in die Kategorie «Reisehighlight» - sich die eigene Spur zu suchen macht viel Spass, die Landschaft ist nicht von dieser Welt, die stacksigen Flamingos zu bewundern unbeschreiblich.
Nur, um ein wirkliches Abenteuer zu sein, ist die Lagunen-Route wohl mittlerweile zu wenig einsam.
unterwegs lustiges Moosgebilde ein kleiner Arch bei der Laguna Turquin die Steine erinnern an die USA... von nahem... ... und noch näher die Piste darf man sich aussuchen! Zora findet die beste Spur drei verschieden Flamingoarten gibt es... ... unter anderem an den unterschiedlich farbigen Beinen zu erkennen ... was etwas schwierig ist, wenn sie im Schlamm stehen Name hin oder her, schön sind sie alle buntes Federkleid anmutig Spiegelbild wir können uns kaum sattsehen noch zwei ins Fressen vertieft... ... und kurz vor dem Abflug gut gebüschelt Schlafplatz bei der Laguna Canapa Traumblick zum Frühstück still und friedlich ist unser Platz für Unterhaltung ist gesorgt ... Spieglein, Spieglein... wie gemalt... ... die Laguna Hedionda Zora ganz klein was für eine Kulisse wir preschen über staubige Pisten ein bisschen Spass muss sein das macht Spass!!! Zora im Anstieg Anfahrt zu unserem höchsten Übernachtungsplatz ... Staubige Sache Steinmännchen in der Einsamkeit Arbol de Piedra, der Steinbaum Schlafplatz auf 4600m Höhe Anfahrt zur Laguna Colorado wir küren die relativ windstille Schlucht zum Schlafplatz alles spiegelt sich in der Laguna Colorado den Wolken so nah diese Farben... ... einfach unglaublich ... so schön ist die Welt sich kleinfühlen... ... und noch eines, weil so schön ist Ton in Ton weiter geht es Klein-Vizcacha... ... und das grosse davon Offroad-Traum... beim Geysirfeld Sol de Manana Schwefelbecken in allen Farben es zischt und blubbert Schlemmschlacht Dampfwolke die Vicunas traben davon auf dem Weg zur Laguna Verde ... ... Reiseteam an der Laguna Verde Laguna Verde Zora darf auch noch posieren mit dem See die Laguna Blanca ist auch malerisch einsamer Flamingo Teamleader off-the-maps

Höhenrausch - Seit Wochen bewegen wir uns stets in Höhen von über 3600m. Wir haben uns längst daran gewöhnt, schlafen gut und wider Erwarten funktioniert auch das Kochen einwandfrei. Was haben wir im Vorfeld alles für Geschichten gehört… Wir können keine bestätigen, ausser vielleicht, dass die Pasta etwas länger braucht bis sie «al dente» ist.
Zum Schluss der Lagunen-Route stellen wir noch Höhenrekorde auf. Nachdem wir in der Nähe des «Arbol de Piedra» auf 4600m übernachtet haben (und sogar nicht schlecht geschlafen haben), steuern wir den höchsten Zoll dieser Reise auf 5040m an. Das Auto ist bei der Aduana-Stelle, der ansässigen Mine schnell ausgeführt, die Zollschranke bald erreicht. Voller Tatendrang wollen wir ins Zollhäuschen eintreten und ehe wir uns versehen ist die Tür auch schon wieder zu. Es ist 12.10 und die guten Herren machen von 12.00-14.30 Mittagspause, keine Ausnahme. Das gibt’s doch nicht! Fast schon ärgern wir uns, da besinnt sich einer der Beamten und verhilft uns zu unseren Ausreisestempel (eine Sache von 5 Minuten) - jetzt glaubt er sich das Extrageld reichlich verdient zu haben. Aber nein, wir müssen ihn enttäuschen - und die Schranke prompt selber hochhieven…
höchste Zollstelle unserer Reise... das meint unser Boardcomputer tschüss Bolivien

Was uns drüben, auf der anderen Seite erwartet? So viel sei verraten, wir reisen zum zweiten Mal nach Chile ein und glauben uns im Paradies wiederzufinden. Sooon.

rene Mehmann

2016-06-01 08:44:28

Aloha Fantastisch! Gelungene Kunst- & Landschaftsbilder, angereichert mit stimmungsvollen Berichten. Ja das tönt auch nach harter Arbeit und Genuss. Die Eindrücke müssen wohl sehr gewaltig sein. Und das alles auf dieser Höhe. Geniesst die Reise. Liebi Grüess rene Mehmann/Papi

Daniela Kohli

2016-06-02 12:46:18

Hallo Zäme

Der Alltag hat uns wieder im Griff.... Wir sind seit drei Monaten zurück in der Schweiz, haben eine Wohnung gefunden und arbeiten bereits.
Schön, ab und zu bei euch in Erinnerungen zu schwelgen. Geniesst jeden Tag, wir reisen mit euch mit und würden gerne tauschen...

Ganz liebi Grüessli Daniela & Pascal

Denise

2016-06-06 08:54:50

Oh wow, die Fotos!! Ich bin hin und weg und habe sooooooo Fernweh! Bei uns ist Montag Morgen und ich sitze im Büro :-(. Muss sagen, die Montag Morgen auf der Reise haben mir sehr viel besser entsprochen! Geniesst es also weiterhin - aber ich glaube, das macht ihr schon!
Passt auf euch auf.
Liebe Grüsse
Denise

Sabine

2016-06-11 19:13:54

@Papi ja, die Eindrücke auf dieser Reiseetappe waren wirklich gewaltig! Danke für deine Komplimente und ganz liebi Grüess
Sabine und Andy

Sabine & Andy

2016-06-11 19:15:58

Liebi Daniela,

danke vell mol für din Kommentar, mer händ eus sehr drüber gfreut!
Super, dass ehr scho weder echli acho send e de Heimat. Aber gäll, s Fernweh bliebt - das känne mer! Schön, dass ehr ab und zu be eus inelueged und so chli metreised. Danke.
Ganz e gueti Ziit
S&A

Sabine & Andy

2016-06-11 21:35:45

Liebi Denise,

vielen lieben Dank für deinen Kommentar! Kann mir sehr gut vorstellen, dass Reise-Montage um einiges toller sind, als Büro-Montage... Hoffentlich kannst du bald etwas gegen das Fernweh unternehmen. Ganz nach dem Motto nach der Reise ist vor der Reise))
ganz liebe Grüsse
Sabine und Andy


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