Hochsaison

Schlangestehen - Auf dem Paso de Jama sind die Grenzformalitäten rasch erledigt, Geduld braucht’s trotzdem… Die argentinischen Fahrzeuge werden sehr genau kontrolliert und manch einer muss seinen ganzen Inhalt auspacken. Die Zöllner suchen nach elektronischen Geräten, deren Einfuhr nach Argentinien reglementiert ist…
Kurz darauf lernen wir das Faible für’s Schlangestehen der Argentinier kennen. Den Grenzprozess abgeschlossen, ginge es nur noch darum einen Zettel abzugeben. Doch die Barriere ist zu, die Fahrzeuge stauen sich und niemand, ausser den ungeduldigen Schweizern macht sich Gedanken. Ich gehe also nachschauen.
Der Zöllner hat die Beine hochgelegt und hört auf seinem Smartphone Musik. Als ich ihn darauf hinweise, dass einige Leute auf ihn warten, öffnet er seelenruhig die Barriere - und die Wartenden (die vermutlich heute noch da stehen würden) bedanken sich bei mir;)

Camping-Liebe - Gleich werden wir ein zweites Mal überrascht. Ist die Passstrasse noch einsam, so trifft uns beinahe der Schlag, als wir mit dem letzten Licht des Tages das winzige Purmamarca erreichen - und so mitten im argentinischen Ferienlager landen! Ganz Argentinien (und auch Chile, wie wir noch herausfinden…) macht im Januar und Februar Ferien, was natürlich zu einem heillosen Chaos führt….
Die Argentinier frönen in ihren Ferien ausgesprochen gerne, ihrer Camping-Liebe. Beinahe in jedem Kaff ist ein erschwinglicher «Camping Municipal» zu finden (was auch den Reisenden zugute kommt, wenn denn nicht gerade Hochsaison ist…) Ausgestattet mit Sack und Pack, Kind, Grossmutter und allen anderen Verwandten steht dem Ferienglück nichts mehr im Wege. Die Tage sind faul, der Grill läuft heiss, Bier fliesst in Strömen und die Nächte sind lang und laut. Viva la Vida!
bunt geschmückt niemand beachtet mich;) netter Schlafplatz - mit Windschutz... ... und Aussicht Piste durchs farbige Tal der berühmte Felsen von Purmamarca

Schön flexibel bleiben - Uns ist nicht so nach Stadtleben zumute und Salta wird nur ein Einkaufsstopp. Ausserhalb der Stadt führt die Strasse dem Fluss entlang und dieser sorgt dafür, dass unsere Augen endlich einmal wieder mit sattem Pflanzengrün verwöhnt werden. Nach den vielen kargen Felslandschaften wirklich wohltuend!
Lange hält dieser Zustand aber nicht hin. Richtung Cachi wird es nicht nur felsiger, sondern auch wieder trockener. Bis schliesslich Kaktusse zu entdecken sind. Dachten wir noch die heutige Fahretappe sei kurz, so stellen wir bald fest, dass dem nicht so ist. Und noch eine Kurve und noch eine Passhöhe… aber wie immer, kommen wir irgendwann an.
Im hübschen Städtchen Cachi wollten wir etwas verweilen. Der «Camping Municipal», soll hübsch sein. Leider sind wir schon wieder nicht allein hier. Es gilt flexibel zu bleiben und auch das verlassene Fussballfeld am Ortsrand als Bleibe zu akzeptieren.
auf dem Weg nach Cachi... noch ist es grün putzige Tierchen der Tag verabschiedet sich... die Aussicht vo Fussballplatz - unserem Nachtlager Innenhof in Cachi beim Gemüseverkäufer

Weinstrasse - Auf staubiger Piste geht es weiter durch verlassene Weiler. In einigen gibt es Wein zu degustieren, ist die Strecke doch als «Ruta del Vino» bekannt. Genau wie alle Tiere die wir sehen, dösen auch die Menschen im Schatten und lassen sich von den schnatternden Papageien nicht stören.
Unser nächster Stopp ist Cafayate. Hier bewundern wir die Sandsteinformationen der «Quebrada de Cafayate» und bekämpfen die Hitze mit eiskaltem Torrontés, jenem Weisswein, für den diese Gegend bekannt ist.
Abends passen wir uns ganz den lokalen Gepflogenheiten an und grillieren unser Fleisch tatsächlich um Mitternacht (!) - wobei da Walter und Therese schuld sind;) Die beiden weitgereisten Schweizer, die im Wohnmobil unterwegs sind, laden uns zu einem Glas Wein ein. Wir bleiben sitzen, Reisegeschichten aus aller Welt machen die Runde und lassen uns die Zeit vergessen.
auf der Ruta del Vino sind viele Gebäude verlassen... ... besitzen aber noch immer Charme Licht&Schatten Mittagsrast im Schatten... ... und mit lautem Beobachter Steine begleiten uns mal wieder... türmen sich auf... ... und sorgen für interessante Fahrten gefaltete Steine... Sandstein-Gebilde in allen Farben... Einschnitte Zora muss draussen bleiben fast wie in den USA eiskalter Torrontes... ... da kommt er her so geht das mit dem Mate-Trinken spezielles Weingut... ... Begrüsser am Eingang

Glacé zum Zmittag - Auf der legendären Ruta 40, welche tausende Kilometer durch fast ganz Argentinien führt, gelangen wir weiter Richtung Süden. Die Städtchen sind nicht nur zur Siesta ausgestorben, sondern scheinen dauerhaft verlassen. Alte Autos rosten vor sich hin und ein erstes Mal wird uns der grosse Unterschied zum Nachbarland Chile bewusst. Waren die Länder lange Zeit gleichauf, so hinkt Argentinien nach den diversen Wirtschaftskrisen und Beinahe-Bankrotten merklich hinterher. Ein Eindruck der in den halbleeren Dorfläden noch verstärkt wird. Immerhin ist auf die guten Gelaterias Verlass. Die vielen Sorten munden und im Gegensatz zu vielen Läden, die von 12.00-17.00 Siesta machen, sind sie immer offen. So gibt es mehr als einmal Glacé zum Zmittag - wahrgewordene Kindheitsträume!

Landessitten - Neben der Siesta, die man beachten muss, braucht auch die Bargeld-Beschaffung in Argentinien Zeit. Eben wurde der Blue-Dollar abgeschafft. Wir wollen unsere hergeschleppten Dollar aber verwenden. Was teilweise gelingt - einige Tankstellen und Supermärkte tauschen sie zu einem guten Kurs - aber immer viel Verhandeln erfordert. Will man in Pesos zahlen, gilt es einen Automaten zu finden, der die zerfledderten Scheine rausrückt - mehr als einmal wollen die Automaten keine Moneten rausrücken.
Auch tanken kann anstrengend sein. Tankstellen haben keinen Diesel, werden neu betankt, oder sind so begehrt, dass man sich, wie könnte es anders sein, in eine Schlange stellen muss. Zwar leiden wir ja nicht an Zeitmangel und doch ist es manchmal einfach nur mühsam…

Reisehelden - Nach einem weiteren Grido-Stopp (=Glacé-Stopp) in Fiambala machen wir einen grossen Schlenker Richtung Osten. Der Paso San Francisco lockt.
Die Teerstrasse wird rasch steiler und die dahinter schimmernden Felsen versprechen eine schöne Fahrt. Diese versüssen uns auch die wilden Esel, die sich hier tummeln und sich in den kargen Schatten stellen. Meinen wir es nur, oder schauen sie uns ganz traurig nach?
Wir kommen nur langsam voran. Stoppen immer wieder um die bunten Steine, gekrönt von einer Schneekuppe zu fotografieren. Nie hätten wir gedacht, dass Felsen uns so faszinieren könnten… Immer wieder denken wir auch an den namenlosen Velofahrer, der uns mit Schuss und einem Grinsen im Gesicht entgegen kommt. Unglaublich, dass er all die Kurven in dieser kargen Hochebene gemeistert hat, über all die spitzen Steine geholpert ist, sich weder von der stechenden Sonne, noch vom fiesen Wind hat unterkriegen lassen… Ja, die Velofahrer sind die wahren Reisehelden.
Ausruhen im Garten etwas Planung muss sein die Strasse schlängelt sich zum Pass hoch die wilden Esel suchen den Schatten... die meisten jedenfalls Hochgebirgslandschaft wer nimmt mich mit nach Chile?!

Die Ausreise aus Argentinien am wenig frequentieren Zoll geht rasch, die Einreise nach Chile schieben wir eine Nacht auf. Zwar ist der Zoll von Chile nur ein paar Kilometer weit weg, aber wir befinden uns in atemberaubend schönem Niemandsland. Zu sehen, demnächst.
Coming soon!

rene.mehmann

2016-06-13 10:04:57

aloha
Toller Bericht und eindrückliche Bilder! Jetzt weiss ich wo der Torrentes herkommt und wie man Mathé-Tee zubereitet. Die zahlreichen idyllischen Plätze sind immer wieder beeindruckend und zeigen, dass ihr es immer wieder schafft, Euch auch kleine Oasen der Ruhe einzurichten. Dass ihr gut geplant habt sieht man an der enormen Strecke, die ihr zurückgelegt habt. Ich danke für den herrlichen Bericht und wünsche Euch eine gute Zeit. Liebste Grüsse Rene Mehmann/Papi


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